Erfolgsstory Noorhan – Vom Irak ins Oldenburger Münsterland

Wie ist es eigentlich, aus einer vollkommen anderen Kultur in ein fremdes Land zu kommen? Menschen, Sprache, Essen – alles ist anders. Und fremd. Hier soll nun der Start in ein neues Leben sein. Nur wie meistert man das alles – vor allem, wenn man in einem Alter ist, in dem man hierzulande mit anderen Themen wie Jungs, MakeUp, Trends und den ersten Parties beschäftigt ist. Niemand von uns, die wir in Deutschland aufgewachsen sind, kann nachempfinden, wie es für ein junges Mädchen sein muss, in ein anderes Land zu gehen, ohne jegliche Kenntnisse der Sprache und der Kultur. Umso erstaunlicher ist es, wie offen die 17 jährige Noorhan auf Patienten und Kunden zugeht und wissbegierig jede Information geradezu aufsaugt. Vor allem, weil man ja mal zugeben muss, dass wir hier im Oldenburger Münsterland nach außen nun doch etwas unterkühlt und nicht wie die größten Witzbolde wirken.
Das alles scheint dem sympathischen jungen Mädchen aber gar nichts auszumachen:
Seit einer Woche macht Noorhan nun ein Praktikum bei PhysioAktiv und ist nicht nur jetzt schon absolut fit im Umgang mit täglichen Arbeitsabläufen, sondern steckt auch alle mit ihrer fröhlichen, offenen Art an. Vor elf Monaten kam sie zusammen mit ihren Eltern, ihren drei Schwestern und einem Bruder aus dem Irak nach Deutschland und lebt nun in Halen. Deutschland war Ziel der Familie: „Wir wollen ohne Angst leben und zur Schule gehen können.“
Ein Leben ohne Bildung und in ständiger Angst? Für uns unvorstellbar. Umso glücklicher ist Noorhan, dass sie jetzt die 9. Klasse des CAG besuchen kann und dort Deutsch lernt. Dort wurde sie sehr herzlich aufgenommen: „Die Mädchen und Lehrer dort sind sehr nett und hilfsbereit. Vorher hat Frau Schröer aus Emstek mir und meiner Schwester sehr geholfen, Deutsch zu lernen und uns sehr unterstützt“, berichtet sie. Sie lernt unglaublich viel und liest auch in ihrer Freizeit deutsche Bücher. Alles versteht sie nicht, deshalb liest sie auf ihrem Smartphone oft arabische Bücher. An die deutsche Kultur hat sie sich langsam gewöhnt und auch das obligatorische „Moin“ ist schon fester Bestandteil ihres Wortschatzes.
Viel Freizeit hat sie zwar nicht, Schule und Lernen nimmt den größten Teil ihres Tages in Anspruch. Aber wenn sie Zeit hat, macht sie viel Sport, zeichnet und backt gerne. Am liebsten Käsekuchen. Die Anleitung dazu schaut sie auf Youtube: “Es hat aber erst beim vierten Mal backen gut geklappt”, lacht sie. Dabei ist Käsekuchen eher eine Ausnahme, denn gesunde Ernährung ist ihr sehr wichtig. Wichtiger, als dem Rest der Familie, erzählt sie lachend. An Sport und Fitness interessiert sie vor allem der gesundheitliche Aspekt. Deshalb möchte sie so viel wie möglich darüber lernen, um beruflich in diesem Bereich Fuß fassen zu können. Das tolle an der Physiotherapie ist für sie, dass man Menschen helfen kann. Das möchte sie später auch: „Wenn ich sehe, dass Menschen mit Schmerzen herkommen, sie dann aber während der Behandlung auch lachen und irgendwann keine Schmerzen mehr haben, berührt mich das. Das finde ich schön und ich möchte das auch können.“
Da ist es wirklich schade, dass ein Schulpraktikum nur zwei Wochen dauert – aber wer weiß, was nach der Schule kommt…
Wir sind jedenfalls alle sehr froh, dass Noorhan bei uns ist und wünschen Ihr, dass sie weiterhin mit so viel Freude und Leidenschaft ihren Weg geht.