Kokosöl – Allheilmittel oder nur Trend? Was ist dran am Superfood?

Foodtrends sind schon eine verwirrende Sache: Kaum hat man ein Trend-Lebensmittel für sich entdeckt, häufen sich die Meldungen über kritische Aspekte. Da waren zum Beispiel die Avocados, die zwar in Punkto Gesundheitsaspekt glänzen, vielfältig einsetzbar und vor allem in der veganen Küche eine tolle Alternative sind, dann aber wegen ihrer fragwürdigen ökonomischen und ökologischen Kriterien an den Pranger gestellt wurden.
Ganz ähnlich ging es Chia-Samen, Quinoa oder Superfoods wie Maca, Açaí und Lucuma – nach dem anfänglichen Jubel über ihre ernährungsphysiologischen Vorzüge folgten schnell die kritischen Stimmen. Und die Einsicht, dass es sehr wohl auch in heimischen Gefilden ganz ähnliche Superfoods gibt: Blaubeeren oder Holunderbeersaft statt Acaísaft zum Beispiel, Hirse statt Quinoa. Und statt Avocado-Brot gibt es Rote-Beete mit Sprossen und Nüssen oder Brokkoli. Manche Trends verpuffen so relativ schnell wieder, andere halten sich hartnäckig. Die Diskussion werden dann natürlich hitziger und differenzierter, bis die ersten Studien über die vermeintlichen Gesundheitsfördernden oder eben – schädlichen Studien erscheinen.
Ein Lebensmittel, das es seit den achtziger Jahren immer wieder geschafft hat, Protagonist verschiedener Diskussionen und Studien zu werden, ist das Kokosöl.
Dieses exotische anmutende Superfood – nicht zu verwechseln mit dem bekannten (und weitaus günstigerem) Kokosfett, das durch starke industrielle Verarbeitung (Erhitzen, Härten und Bleichen) gewonnen wird – durfte sich schon allen erdenklichen Mythen und Kritiken unterziehen. Und das ist auch kein Wunder: Der Mensch findet das Andere, Ferne und Unbekannte nun mal spannender als das Heimische. Wie soll da ein Rapsöl gegen den exotischen Gegner anstinken? Das ist ja wie die Garther Heide gegen den weißen Strand der Karibik ankämpfen zu lassen…
So wurde das Kokosöl ziemlich schnell zum Trend und galt als Geheimtipp (der dann natürlich eigentlich nicht mehr geheim war) für alle Schönheitsfragen: Angefangen von seinen positiven Wirkungen für Haut und Haar (macht glatter, seidiger, jünger), über die gesundheitliche Wirkung von Außen (wirkt antibakteriell und gegen Insekten) und Innen (hilft beim Abnehmen). Dann kamen die Gegenstimmen, die sagten: „Alles falsch! Kokosöl sei schädlich, ungesund (teilweise findet man sogar krebserregend) und kein bisschen besser als Butter. Die Wahrheit liegt – wie so oft – wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Deshalb hier die Haupt-Streitpunkte:

1. Kokosöl hilft beim Abnehmen

Dieser Effekt wird unter anderem auf die im Kokosöl enthaltenen Fett­säuren mitt­lerer Kettenlänge zurückgeführt: Der Körper kann sie schneller aufnehmen und leichter verdauen als lang­kettige Fett­säuren, d.h. er speichert sie nicht, sondern baut sie zur Energiegewinnung ab.

„Einige Studien zeigten zwar, dass sich durch den Einsatz von mittel­kettigen Fett­säuren Körpergewicht und Fett­masse verringern lassen, lang­fristige Unter­suchungen fehlen allerdings.“
– Antje Gahl, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) –

Bisher ist wissenschaftlich also nicht eindeutig bewiesen, dass diese Fett­säuren das Körpergewicht positiv beein­flussen, genauso wie das Gegenteil.

Ein weiterer Grund zur Diskussion: Kokosöl besteht zu rund 90 Prozent aus gesättigten Fett­säuren, ungesättigte Fett­säuren machen nur einen kleinen Anteil aus. Bei Rapsöl zum Beispiel ist es umge­kehrt: Es enthält über 90 Prozent einfach und mehr­fach ungesättigte Fett­säuren, dabei rund 8 Prozent gesättigte Fett­säuren. Die Deutsche Gesell­schaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt, möglichst wenig gesättigte Fett­säuren, dafür eher auf mehr­fach ungesättigte Fett­säuren zu setzen. Dies senkt das Risiko für Fett­stoff­wechsel­störungen und für Herz-Kreis­lauf-Krankheiten. Maximal ein Drittel der täglichen aus Fett stammenden Energie sollten aus gesättigten Fett­säuren bestehen. Das bedeutet also, Kokosöl sollte sparsam verwendet werden – wie im übrigen alle anderen Fette auch. Allerdings findet man im Netz immer wieder Rezepte, vor allem Backrezepte, die mit Kokosöl nicht geizen – und ein Fett- und Zuckerreicher Kuchen bleibt ungesund, trotz Kokosöl und braunem Zucker. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen.

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2. Kokosöl ist Mittel gegen Viren und Bakterien

Immer wieder liest man, dass das Öl auch gegen Viren und Bakterien hilft – allerdings gibt es keine hinreichenden wissenschaftlichen Belege. Zurückgeführt wird diese Annahme auf die enthaltenen Monolauringlycerate: So haben Tiermodell- und in-vitro- Studien zwar zeigen können, dass diese eine dementsprechende Wirkung zeigen können, Humanstudien liegen bisher nur zur Anwendung von Monolauringlycerat auf der Haut vor.

 

3. Für Narben und trockene Haut

Hier können wir aus eigener Erfahrung sagen, dass Kokosöl gerade bei frischen Narben und trockener Haut gut hilft – es hält die Haut geschmeidig und gerade im Winter kann so manch trockene Haut ein paar Fette extra gut vertragen. Frische Narben benötigen sowieso eine besondere Pflege, damit sie gut heilen können und Kokosöl war für uns bisher immer eine gute Alternative zu teuren Cremes. Allerdings sind das natürlich unsere eigenen Erfahrungen und sehr subjektiv.

 

Unser Fazit: Kokosöl verleiht mit seinem besonderen Geschmack eine exotische Note, die vor allem bei einer ausgewogenen, Gemüsereichen Kost für Abwechslung sorgt. Der Vorteil der gesättigten Fettsäuren, aus denen Kokosöl besteht, liegt darin, dass es auch unter großer Hitze keine gesundheitsschädlichen Transfette entwickelt – im Gegensatz zu anderen schonend gepressten Pflanzenölen, die nicht erhitzt werden dürfen. Deshalb sollte man darauf achten, dass der Hinweis “nativ” auf dem Glas steht.
Auch bei der Narbenpflege kann man es prima einsetzen. Dass es beim Abnehmen hilft, können wir so allerdings nicht unterstreichen – da zählt nach wie vor die ausgewogene, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung in Kombination mit Bewegung und stressreduzierenden Strategien wie Yoga zu den glorreichen Drei. Der Einsatz von gesunden Fetten spielt in diesem Dreigestirn natürlich eine Rolle, aber dass der Verzehr von Kokosöl per se zu Gewichtsreduktion führt, können wir so nicht bejahen.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit Kokosöl gemacht? Wir freuen uns auf Eure Anregungen, Fragen und Tipps.

Euer PhysioAktiv-Team